Ökosysteme
benötigen zur Existenz Energie. Als Hauptenergiequelle fungiert meist
die ein- gestrahlte Sonnenenergie. Weiterhin sind
dazu Nährstoffe nötig, je nach Art des Ökosystems in sehr
unterschiedlich großer Menge. Beide Faktoren,
Energie und Nährstoffe, bewegen sich innerhalb eines Ökosystems in
verschiedenen Kreisläufen. Durch die Aufklärung
dieser Kreisläufe und ihrer Größenordnungen gewinnt man wichtige
Erkenntnisse über die Funktion eines Ökosystems und
kann dadurch außerdem verschiedene Ökosysteme unter unterschiedlichen
Blickwinkeln miteinander vergleichen.
Die
Pflanzen können die Sonnenenergie mit Hilfe der Photosynthese, bei der
aus anorganischen Verbindungen organische geschaffen werden, in Form
bestimmter chemischer, energiereicher Moleküle binden. Erst dadurch
wird überhaupt Energie für die Lebewesen eines Ökosystems
verfügbar. Pflanzen können im Durchschnitt nur etwa
ein bis fünf Prozent der eingestrahlten Sonnen- energie in chemische
Energie umsetzen. Diese chemische Energie wird von
den Pflanzen genutzt, um Kohlenhydrate her- zustellen, die sie zum
Aufbau ihrer Zellen und als weitere Energie-
lieferanten benötigen. Im Ökosystem wird die Energie von den Pflanzen
über eine Reihe von Zwischenschritten an andere
Organismen weitergegeben. Dies beinhaltet das Fressen und
Gefressenwerden, sowie die Tätigkeit von
Parasiten und Zersetzern, die schließlich den ab- gestorbenen Pflanzenkörper
wieder dem Boden zuführen. Insgesamt bezeichnet
man dies als Nahrungsnetz, ein System untereinander verknüpfter Nahrungsketten.
Die Lebewesen eines Ökosystems sind in ihrer Ernährung voneinander abhängig
und bilden dabei diese Nahrungsketten.
Als
pflanzliche Nahrungskette bezeichnet man diejenige, die bei den Pflanzen
beginnt und über die Pflanzenfresser (Herbivoren) bis hin zu zwei oder
drei verschiedenen Ebenen von Fleischfressern(Carnivoren) verläuft.
Die Nahrungskette der abbauenden Organismen (Destruenten) beginnt
dagegen mit der abgestorbenen pflanzlichen,
tierischen oder sonstigen organischen Substanz. Beispiele dafür sind
herabgefallene Blätter und Zweige, tote Wurzeln, Baumstümpfe,
abgestoßene Tierhäute und Kadaver von Tieren.
Von
diesen Stoffen ernährt sich eine Vielzahl an Bakterien, Pilzen,
Strahlen pilzen (Prokaryonten) und Kleintieren,die wiederum von anderen
Lebewesen gefressen werden. Beide Nahrungsketten sind auf komplexe Weise
miteinander verbunden, denn durch die Tätigkeit der
Destruenten entsteht letztlich Humus. Dieses von toten Tieren
oder Pflanzen stammende organische Material benötigen wiederum die
Pflanzen zum Wachstum.
Geradlinige
Nahrungsketten, wie sie eben dargestellt wurden, existieren nur selten,
etwa in artenarmen Ökosystemen. Die tat- sächlichen
Verhältnisse werden z. B. durch das Vorhandensein von Parasiten oder so
genannten Saprophagen (Tiere, die sich von toten oder
verwesenden Tieren oder ihren Ausscheidungen ernähren)
komplexer und weiter verfeinert, so dass die Vorstellung eines
Nahrungsnetzes der Wirk- lichkeit deutlich näher
kommt. In einer anderen Betrachtungsweise spricht man von einer so
genannten Nahrungspyramide, die aus mehreren Ernährungs-
oder trophischen Ebenen aufgebaut ist. An der Basis dieser Pyramide
stehen die Pflanzen, an der Spitze ein Fleischfresser wie der Tiger oder
der Schwertwal, der selbst keine Feinde besitzt
und daher ausschließlich eines natürlichen Todes – oder durch
Krankheiten – stirbt.
Insgesamt
nutzt die Natur durch den Aufbau vielfältiger Nahrungsnetze in größtmöglichem
Umfang die Energie, die ur- sprünglich von den
Pflanzen gebunden wird.
Die
Zahl der trophischen Ebenen ist in beiden Nahrungsketten begrenzt, weil
bei jedem Übergang von einer
Ebene
zur nächsten der größte Teil der Energie verloren geht, vorwiegend
durch die Atmung und andere Stoffwechselvorgänge,
aber auch durch Wärmeverluste und verschiedene Ausscheidungsprodukte.
Im Durchschnitt beträgt der Energieverlust bei
jeder Stufe meist über 90 Prozent. Bezieht man sich auf die Vorstellung
der Nahrungspyramide, enthält daher jede trophische Ebene stets weniger
Energie als die jeweils vorhergehende, und der
Energiegehalt nimmt von unten nach oben stark ab. Aus diesem Grund gibt
es etwa mehr Hirsche und Karibus (Pflanzenfresser)
als Wölfe oder Luchse (Fleischfresser).
Der
Energiefluss treibt die verschiedenen biogeochemischen Kreisläufe oder
Nährstoffkreisläufe an. Der Kreislauf der Nährstoffe
beginnt mit ihrer Freisetzung aus organischer Materie durch die
Zersetzung und ihrer Umwandlung in eine Form, die
von den Pflanzen aufgenommen werden kann. Pflanzen nehmen die Nähr-
stoffe auf, die im Boden und im Wasser (teilweise
auch in der Luft) vorhanden sind und speichern diese in ihrem Gewebe.
Von einer trophischen Ebene zur nächsten gelangen die Nährstoffe über
das Nahrungsnetz zu verschiedenen Organismen und
werden beim Absterben schließlich wieder freigesetzt. Pilze, Bakterien
und andere Destruenten spalten die komplexen,
organischen Verbindungen und wandeln sie in einfache, anorganische
Verbindungen um, die den Pflanzen erneut zur Verfügung stehen.
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