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Von der St. Ursula Schule zum Kreisgymnasium St. Ursula




Das Bild zeigt eine Luftaufnahme der Klosteranlage aus den 1950er Jahren.

Nur der linke Teil des Gebäudes, der derzeitige "Altbau" und die hier nicht sichtbare Klosterkrirche, die sich auf der rechten Seite befindet und durch die Bäume verdeckt wird, sind noch erhalten.

Der größte Teil der Klostergebäude wurde in den 1970er Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.


Blickrichtung vom Nonnenwall auf die Gebäude, in West-Ost-Richtung

Der Name "Kreisgymnasium St. Ursula" ist für ein öffentliches Gymnasium etwas ungewöhnlich, er ist aus der Tradition, aus den Wurzeln unserer Schule zu erklären.

Wenn auch das Kreisgymnasium St. Ursula aus dem vom Ursulinenorden geleiteten St. Ursula Gymnasium hervorgegangen ist, so soll eine weitere Traditionsschule Haselünnes, die Lateinschule, die als Vorgänger der Realschule angesehen wird, nicht unerwähnt bleiben.

Im Jahre 1972 wurde das damalige von den Ursulinenschwestern geleitete Gymnasium, das bis 1968 ein Mädchengymnasium gewesen war, vom Landkreis Meppen (heute ein Teil des Landkreises Emsland) übernommen. Mit Beginn des Schuljahres 1972/73 wurde aus der katholischen Ursulaschule das öffentliche Kreisgymnasium St. Ursula. Zunächst unterrichteten viele Ursulinen weiterhin an ihren alten Schule. So war ein nahtloser Übergang möglich, zumal die Schule wuchs, und neue junge Lehrerinnen und Lehrer hinzukamen.

Links:
Dieser Teil des Klosters, der Aulatrakt mit Klassenräumen, musste 1976 dem Neubau weichen.

Der St.-Ursula-Schule ging eine Mädchenschule, die 1652 von holländischen Klarissen gegründet wurde voraus. Aus dieser Zeit stammt die alte Klosterkirche. Nach dem Westfälischen Frieden waren die Klarissen aus Oldenzahl (Holland) vertrieben worden. Der damalige Bischof von Osnabrück, Franz Wilhelm von Wartenberg, erlaubte den Klarissen, in Haselünne eine Schule zu gründen. So entstand in der Haselünner Neustadt die erste Mädchenbildungsstätte des Emslandes. Rund 140 Jahre, bis zum Jahre 1812, wurden Mädchen von nah und fern in der Klosterschule ausgebildet. 1812 wurde das Kloster und die Schule aufgelöst, da das Emsland 1811 unter Napoleon französisch geworden war.

Links:
Eine Seite aus der Urkunde zur
Konsekration der
Klosterkirche
in holländischer
Sprache aus dem
Jahre 1730.


Oben:
Die "Klarissenmauer", die den Schulhof an der Ostseite zur Altstadt hin begrenzt, ist noch erhalten geblieben. Auch die Öffnung der Mauer zur Stadt hin, das Klarissenfenster, ist nach der Restauration der Klostermauer wieder zu sehen.

Nach langen Verhandlungen mit den Behörden des Königreichs Hannover und dem Bischof von Osnabrück gelang es dem Rat der Stadt, in Haselünne wieder eine Klosterschule einrichten zu können. Am 29. Juni 1854 entsandte das Urulinenkloster in Dorsten einige Schwestern zur Übernahme der Mädchenvolksschule und zur Eröffnung einer "Höheren Töchterschule". Die Töchterschule war die einzige katholische im Raum von Emden bis Rheine, die schon bald auch von Schülerinnen aus dem westfälischen Raum und aus Holland besucht wurde. In einem Prospekt aus dem Jahre 1855 findet man folgende Lehrgegenstände: "Religionslehre, das Wissenswerthe aus der alten, mittleren und neueren Geschichte und der Erd- und Völkerkunde, deutsche Sprache, französische Sprache, englische Sprache, Kopf- und Ziffernrechnen, Schönschreiben, Zeichnen, Gesang und weibliche Handarbeit."
Während des Kulturkampfes wurde die Mädchenvolksschule im Jahre 1873 geschlossen, das Kloster und die Töchterschule 1875. Am 8. November 1888 konnten die Schwestern nach Haselünne zurückkehren und den Lehrbetrieb der Töchterschule mit 17 Schülerinnen in drei Klassen am 2. Januar 1889 wieder aufnehmen. Nachdem die Schule stark gewachsen war, erhielt sie in den Jahren von 1900 bis 1911 neue Klassenräume, eine Turnhalle, eine Aula, einen neuen Physik- und Zeichensaal.
Nach der Mädchenschulreform im Jahre 1908 wurde die St.-Ursula-Schule mit Erlass vom 5. April 1909 als "höhere Lehranstalt für die weibliche Jugend" anerkannt. Sie war nun Lyzeum und Oberlyzeum. 1919 legten die ersten Prüflinge ihre Reifeprüfung am Realgymnasium in Osnabrück ab, 1927 wurde die Reifeprüfung erstmals in Haselünne abgehalten.

Der Nationalsozialismus bekämpfte die Klosterschulen systematisch. Zuerst mussten die Beamtenkinder die Klosterschule verlassen, 1938 die jüdischen Mädchen, 1939 wurde die 1. Oberschulklasse geschlossen. Am 11. Juli 1941 wurden die Schwestern aus dem Kloster vertrieben. Kloster und Schule wurden geschlossen. In die nun leerstehenden Räume zog die nationalpolitsche Erziehungsanstalt "Emsland" (NPEA) ein. Ein Teil der wertvollen Bibliothek der Klosterschule ist auf dem Schulhof öffentlich verbrannt worden.


Erinnerungstafel der Abiturientia 1994

In der Karwoche des Jahres 1945 mussten dann endlich die Nationalsozialisten die Schule räumen. Am 28. Mai konnten die Schwestern zurückkehren und in einer zerschossenen und geplünderten Schule den Lehrbetrieb langsam wieder aufnehmen. Ostern 1946 wurde die Schule offiziell wieder geöffnet.

Im Rahmen der verkehrsmäßigen Erschließung des Emslandes kamen nun immer mehr Fahrschülerinnen in die St.-Ursula-Schule. Im Jahre 1964 wurde an der Klosterstraße ein Neubau errichtet, in dem heute die Klassenräume für die Sekundarstufe I liegen.

Links:
Ein alter Gebäudeteil mit Klassenräumen und dem Zeichensaal ist erhalten geblieben und ist im Jahre 1992 grundlegend renoviert worden. Leider können aus sicherheitstechnischen Gründen nicht alle Räume genutzt werden.

 

Unten:
Der linke Teil des Klosters, das Klausurgebäude, wurde ebenfalls abgerissen. Die über 250 Jahre alte Klosterkirche (rechts) blieb erhalten.

Bei der Übergabefeier der Ursulaschule an den Landkreis sagte der damalige Kreisdirektor Dr. Kolck u.a. folgendes:
"Die Schule nimmt heute Abschied von einer ebenso großen wie vornehmen Tradition, die nicht nur das Leben der Schule, sondern in einer kaum vorstellbaren Weise auch die Kultur und Geistesgeschichte dieser Stadt und ihres Umlandes geprägt hat."

(Quelle: Festschrift zum "250. Geburtstag" der Klosterkirche, Seite 30)

Schon im Jahre 1974 wurde am Kreisgymnasium St. Ursula die "Reformierte Oberstufe" eingeführt. Das Kreisgymnasium St. Ursula wurde Modellschule mit dem Schwerpunkt im Aufgabenfeld B, dem gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld. Zunächst ging es darum, die neue Oberstufenform zu erproben. Von den Kollegen wurde ein fächerverbindender Lehrplan entwickelt, der vom Kultusministerium zur Erprobung genehmigt wurde.
Inzwischen sind diese Lehrpläne nach mehreren Reformen der "Reformierten Oberstufe" durch die Richtlinien der Profiloberstufe abgelöst worden.
  

 

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